100 Stifter sind gesucht – Initiative fördert auch die Eigenverantwortung
Bis Weihnachten ist nicht mehr weit, und Bürgermeister Robert Wiedemann sowie zehn Baienfurter Mitbürger haben zum Fest einen Wunsch: eine Bürgerstiftung für Baienfurt.
Dass sie zustande kommt, dafür bedarf es eines Stiftungskapitals von mindestens 50 000 Euro. Und zwar nicht aus der Gemeindekasse, sondern direkt aus der Bürgerschaft. Wir wollen, dass die
Stiftung ihrem Namen gerecht wird und voll auf Bürgerfüßen steht, erklären Uwe Hertrampf und Helmut Steinhauser vom Gründungskomitee in einem Pressegespräch. „100 mal 500“ laute daher der Slogan,
über den die Initiatoren wenigstens 100 Bürger für eine Zustiftung von mindestens 500 Euro gewinnen wollen.
Die Stiftungsgelder sollen für Zwecke im sozialen, karitativen, kulturellen und Bildungsbereich verwendet werden, die nicht zu den Pflichtaufgaben der Gemeinde gehören und die nicht von
Fördervereinen abgedeckt werden. Für Dinge, die menschlich ratsam und gesellschaftlich notwendig sind, für die es aber keinen Fördertopf gibt. Zwei Beispiele: Die Kommune bezuschusst Schüleressen –
und es gibt dennoch Familien, die sich die Zuzahlung nicht leisten können. Oder in Notfällen wie jüngst in Ratzenried kann Bürgerengagement schnell helfen, wo der Verwaltungsapparat erst langsam
anläuft. Wobei die Stiftung immer nur den Ertrag, also die Zinsen, einsetzen kann, das Stiftungsvermögen generell aber über Generationen hinweg unangetastet bleiben soll. Mit anderen Worten: je höher
der Kapitalstock, desto höher der Wirkungseffekt; dann ließen sich auch eigene Projekte anschieben.
Dass sich so ein Kapitalstock bildet, da ist sich Uwe Hertrampf sicher. Auch dass größere Stiftungen gemacht und Spenden eingezahlt werden. In Ummendorf im Kreis Biberach konnten binnen fünf Jahren
rund 30 000 Euro ausgeschüttet werden. Wenn das auch in Baienfurt wahr würde?
3500 Briefe ließ das Gründungskomitee übers Rathaus, wo bis zur Stiftungsgründung die Geschäfte geführt werden, an die Baienfurter Haushalte und Geschäftsleute verschicken, in denen Sinn, Zweck,
Gemeinnützigkeit und Procedere erklärt werden. Notar Steinhauser steht in letzten Kontakten mit Finanzamt und Regierungspräsidium. Und dann heißt es warten. Erst wenn die 50 000 Euro erreicht sind,
kann die Stiftung gegründet werden.
Der Wunsch nach einer Bürgerstiftung sei nicht neu. Aber jetzt sei der richtige Zeitpunkt dafür. Harte Zeiten sind überstanden, die Gemeinde befinde sich im Aufbruch. Grundidee sei, dass in dieser
spannenden Phase die Bürger mit ihrer Verwaltung gehen und sich für den Ort übers Ehrenamt hinaus auch finanziell einsetzen sollten und könnten. „Baienfurt hat das verdient“, meint Hertrampf.
(Erschienen: 28.10.2011 - Schwäbische Zeitung)
Aufbruch - Baienfurt will Bürgerstiftung
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Schaffung der Bürgerstiftung gelang in Rekordzeit - Mehr als 100 Gründungsmitglieder
Baienfurt Baienfurt setzte ein deutliches Zeichen für den Zusammenhalt der Bürger innerhalb der Gemeinde, wenn es darum geht, sich mit seinem Wohnort zu identifizieren und sich für die
Mitbürger einzusetzen.Mit der Gründung einer Bürgerstiftung in Rekordzeit erlebten mehr als 100 Gründungszustifter eine Sternstunde des Zusammenhaltes und des sozialen Engagements.
Am 10. Oktober war nach Vorarbeit durch ein Gründungskomitee die Idee, eine Bürgerstiftung in Baienfurt zu gründen, einem Kreis von Vereinsvorsitzenden, Gemeinderäten und „Multiplikatoren“
vorgestellt worden. Bereits einen Monat später, am 11. November, hatten die engagierten Vorreiter schon das Mindestkapital zur Gründung einer Bürgerstiftung in Höhe von 50000 Euro beisammen und am
12. Dezember wurde die Stiftung nun aus der Taufe gehoben.
Mit mindestens 500 Euro können die Baienfurter in die gute Sache einsteigen und dort mit der neuen Stiftung die Projekte und Anliegen fördern, bei denen eine öffentliche Förderung nicht möglich ist,
tatkräftige Unterstützung jedoch nötig erscheint. Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, Sport und Gesundheit, Kinder und Jugendliche, Senioren, Behinderte und hilfsbedürftige Personen gilt es
ebenso zu unterstützen, wie Umwelt- und Landschaftsschutz, Denkmal- und Heimatpflege zu sichern. Die obligatorischen Regularien wie die Satzungsgebung und die Bestellung von Stiftungsvorstand und
Stiftungsrat bestimmten den Gründungsabend und gaben Möglichkeit, einige Fragen zu stellen. Mit viel Engagement von 87 Privatpersonen, 17 Firmen und 5 Vereinen und Institutionen und mit mehr als
119000 Euro Stiftungskapital und Spendengeldern in Höhe von 8080 Euro wird nun die Bürgerstiftung Baienfurt starten.
Willi Muschel, Reinhard Bluhm und Margit Sterzenbach wurden einstimmig in den Stiftungsvorstand berufen. Sie alle sind bereits seit vielen Jahren durch ihr großes ehrenamtliches Engagement weit über
die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Im Stiftungsrat werden Uwe Hertrampf, Patricia Hulin, Sabine Jocham, Engelbert Knitz, Uwe Schmidt, Michael Schrimpf, Helmut Steinhauser, Brigitta Wölk und Josef
Wurm tätig werden. Auch diese Leute haben sich mit ihrem Einsatz für andere Bürger bereits einen Namen gemacht.
Bürgermeister Robert Wiedemann freute sich sehr, mit diesen Baienfurter Bürgern eine bewährte Mannschaft an der Spitze der neu gegründeten Bürgerstiftung zu sehen und wünschte der Stiftung viel
Erfolg auf dem Weg zur aktiven Hilfe.
(Erschienen: 13.12.2011 - Schwäbische Zeitung)